Lok 30

 

 

Die Lokomotivbauart „preußische T3“ ist eine Konstruktion für Nebenbahnen, die von der preußischen Staatsbahn entwickelt wurde. Gebaut wurde sie in großen Stückzahlen für die Staatsbahn, aber auch für viele private Nebenbahnen in ganz Deutschland. Die T3 gilt als einfache und sehr robuste Maschine, war die Nebenbahnlokomotive schlechthin und wurde auf vielen Nebenbahnen bis in die 60er Jahre eingesetzt. Auf der Kandertalbahn waren ab Mitte der 1930er Jahre verschiedene T3 in Betrieb. Zuvor waren hier die kleinen, zweiachsigen Maschinen wie die Lok 7 zu finden.

Unsere Lok 30 wurde 1904 für die Nebenbahn Biberach-Oberharmersbach von der Baufirma Vering&Waecher bei Borsig in Berlin beschafft. Zunächst bekam sie die Nr.2 und wickelte zusammen mit der baugleichen Nr.1 den Betrieb auf der Bahn ab. Mitte der 1920er Jahre erhielt sie im Nummernschema der Deutschen Eisenbahn Betriebs-Gesellschaft die Nr.30 und wurde von Saugluft- auf Druckluftbremse umgebaut. 1954 erhielt sie den Kessel der baugleichen Lok29 (Borsig Nr.5328). Nach dieser Reparatur kam sie 1955 zur Kandertalbahn. Bis 1966 wickelte sie den Güterverkehr und bei Ausfall des Triebwagens auch den Personenverkehr ab.

Nach der Außerbetriebnahme 1966 konnte sie von der Eurovapor übernommen und bereits 1969 wieder in Betrieb gesetzt werden. Seither ist die Maschine als Hauptzugpferd der Kandertalbahn mit gewissen Unterbrechungen für Reparaturen oder Auswärtseinsätze vor den Museumszügen zu finden. Der Name „Chanderli“, der sich eigentlich auf die Kandertalbahn als Ganzes bezieht, hat sich speziell für diese Maschine eingebürgert.

 

Lebenslauf

Einsatz bei der DEBG und SWEG

1904 – 1942          Nebenbahn Biberach – Oberharmersbach
1942 – 1948          Nebenbahn Neckarbischofsheim – Hüffenhardt
1948 – 1953          Nebenbahn Biberach – Oberharmersbach
1954                        Reparatur, Lok 30 erhält den Kessel von Lok 29
1955 – 1960          Nebenbahn Haltingen – Kandern
1961                        Hauptuntersuchung in Sulzburg
1962                        Nebenbahn Haltingen – Kandern
1964, 1965             Fristverlängerung um jeweils ein Jahr
z 23.11.1966          Lokomotive abgestellt
+ 06.12.1966         Lokomotive ausgemustert

 

Einsatz als Museumslok

25.10.1969      Wiederinbetriebnahme
1969 – 1976   Kandertalbahn
1977                Wutachtalbahn
1978 – heute  Kandertalbahn

 
Technische Daten

Gattung: Cn2 Gt 33.12 nach Musterblatt M III-4e (2)
Hersteller: Borsig, Berlin-Tegel
Baujahr: 1904
Fabrik-Nr.: 5528
Geschwindigkeit: 45 km/h
Zylinderdurchmesser: 350 mm
Kolbenhub: 550 mm
Treibraddurchmesser: 1100 mm
Kesseldruck: 12 kg/cm2
Wasservorrat: 4 m3
Kohlevorrat: 1,7 t
Rostfläche: 1.35 m2
Leergewicht: 24,7 t
Dienstgewicht 32,5 t
Länge über Puffer: 8,59 m
Leistung: 290 PS

 

 

Zeichnung Wolfgang Schleef / Musterblatt preußische Staatsbahn

 

 

Lok 30 in Zell am Harmersbach. Foto: Slg. Achertäler Eisenbahnverein

 

1964 in Haltingen mit Triebwagenersatzzug Foto Slg. KTB

 

Lok 30 abgestellt 1967 in Kandern. Foto: Slg. euroVapor

 

Lok 30 in Haltingen im Jahr 1987. Foto: euroVapor

 

Lok 30 im Bf Haltingen 1995 Foto: Claus Linke

 

Führerstand Lok 30 im Jahr 2007. Foto: Claus Linke